Heute, beim Schnittlauch schneiden, fiel mir ein:
Ich kann etwas, das ich vor etlichen Wochen noch nicht konnte.
Ich kann Schnittlauch aus dem Hochbeet holen.
Ich kann ihn schneiden.
Schnittlauch schneiden ist eine Wissenschaft für sich, finde ich.
Bei unserem ersten Ferienjob in einer Gasthausküche (vor fast dreißig Jahren!) hatten meine Freundin und ich einen kleinen internen Schnittlauchschneide-Wettbewerb laufen.
Meistens hat dabei meine Freundin gewonnen.
Sie konnte die langen grünen Halme (von denen wir täglich einige Bündel zu zerkleinern hatten) einfach ordentlicher und gleichmäßiger schneiden als ich.
Und das, obwohl ich Schülerin der „Knödelakademie“ (HBLA) war, sie hingegen in die Handelsakademie ging.
Während wir mit unseren vormittäglichen Küchen-Vorbereitungen beschäftigt waren, blickte ich immer ein wenig neidisch auf ihre Schnittlauchröllchen wie aus dem Bilderbuch.
Ich mag schöne Schnittlauchröllchen.
Bei allen anderen Kräutern ist es egal, wenn sie grob zerkleinert sind.
Beim Schnittlauch nicht.
Der muss kurz geschnitten sein.
Und mit einem scharfen Messer.
Ausgefranste Schnittlauchröllchen-Enden gehen gar nicht.
Nichts macht Sauerkraut, Häuptelsalat oder Erdäpfelkäse appetitlicher als eine Handvoll sauber und klein gestückelter Schnittlauch obenauf.
Soweit meine Betrachtungen zum Schnittlauch.
Apropos Betrachtungen:
Sollte sich jemand die Mühe machen, in mein Bild hineinzuzoomen, um meine Schnittlauchröllchen zu betrachten, so wird er oder sie wahrscheinlich feststellen, dass sie gar nicht so vorbildlich geschnitten sind.
Hätte ich während des Schneidens schon gewusst, dass ich ein Foto und einen Beitrag vom Schnittlauchschneiden machen werde, hätte ich mich mehr bemüht.
Die Idee dazu hatte ich erst, als ich schon fast fertig war.
So ist es halt ein Bild von meinem Alltags-Schnittlauch geworden.
Apropos Alltag:
Ich bin schon wieder ein bisschen im Alltag angekommen.
Ich kann etwas, das ich vor einigen Wochen noch nicht konnte.
Neben Schnittlauch schneiden kann ich nämlich schon ein komplettes Mittagessen kochen.
Ich kann Salat holen und waschen und zerteilen und marinieren.
Ich kann Fisch säuern und salzen und panieren und herausbacken.
Ich kann Erdäpfel holen und schälen und kochen und in Kräuterbutter schwenken.
Es geht alles langsam.
Aber das macht mir nichts aus.
Und manchmal bin ich sogar schnell.
Vor einigen Tagen - beim Schälen von rohen Erdäpfeln – habe ich mich dabei erwischt, dass ich im Tempo von früher zu Werke ging.
Ich fuhr mit dem Schäler gar nicht langsam, sondern wie wild über die Bramburi.
Wild war ich, weil ich mich vorher geärgert hatte.
Wegen einer Kleinigkeit.
Das mussten dann die Kartoffeln aushalten.
Und ich im Anschluss rasten.
Aber man kann das ja alles positiv sehen.
Ich habe schon wieder so viel Kraft und Energie, um mich zu ärgern.
Und das ist in diesem Fall gar nicht ärgerlich.
Eher erfreulich.
Und zum Lachen.
© Carmen Wurm
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Gisi Moam (Sonntag, 27 Juni 2021 10:03)
Du: jeden Tag kannst du schon wieder etwas "Neues" schaffen. Gott sei Dank.
Ich: jedes Jahr kommt etwas dazu, was mir zu schaffen macht.
glbgr, alles Gute! �❤
Carmen (Mittwoch, 30 Juni 2021 13:30)
Danke, liebe Gisi-Moam!
"Manchmal kann man nichts machen außer weiter"