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Wie man sein Twinni isst

Noch bevor ich das Papier öffne, teile ich das Eis in mit einem Knack in zwei Hälften. Das Grüne, das ich weniger mag, fische ich zuerst heraus.

Es ist zwar nicht schlecht, aber Orange schmeckt mir besser.

Und das behalte ich mir auf. Das darf noch eine Weile in der Hülle warten.

Bei der grünen Hälfte nage ich zuerst an der Bruchkante entlang, und zwar mit den unteren Schneidezähnen. Dann geht’s an den Schokoladenkopf.

Zum Eis lutschen bin ich, besonders bei Wassereis, einfach zu ungeduldig.

Ich bin eine Eis-Nagerin oder Eis-Schaberin. 

Hat man das Steckerl von Portion eins freigeschleckt, steht der schönste Twinni- Moment bevor:
Man weiß, man hat noch die Lieblingshälfte im Papier!
Orange, ich komme.
Schon ein bisschen weich von der Wartezeit, schmeckt mein bevorzugter halber Zwilling nun besonders gut.

Es gibt aber auch noch andere Arten, sein Twinni zu essen.

Mein Mann zum Beispiel ist ein klassischer Doppellutscher. Er lässt die beiden Hälften bis zum bitteren bzw. süßen Ende beisammen.

Ich würde mein Twinni nie so würdelos essen.

Es ist auch unästhetisch, finde ich.

Wenn man beide Hände zum Eislutschen braucht, bleibt wenig Raum für Entspannung. 

Und man braucht bei dieser Ess-Variante definitiv beide Hände. Glaubt man, es ginge auch mit nur einer, wird man schnell eines Besseren belehrt. Die nicht gehaltene Hälfte droht permanent wegzubrechen. Stress pur. Und Stress und Eis essen vertragen sich wirklich nicht.

Ungemütlich ist auch eine andere Methode des Twinni-Verzehrs.

Sehr Figurbewusste teilen das Twinni unter sich auf und essen nur eine Hälfte!

Unvorstellbar. Die haben den Sinn eines Doppellutschers nicht verstanden.

In eine ähnliche Kategorie fallen die besonders Disziplinierten, die an einem Tag die erste Hälfte herunterbrechen, die zweite feinsäuberlich einpacken und zurück ins Gefrierfach legen.
Das wäre mir zu kompliziert. Da müsste ich ja mit einem Gummiringerl zur Kühltruhe gehen, damit ich das Eis wieder ordentlich verschließen kann. Wenn ich ein Eis mag, denk ich aber an kein Gummiringerl. Also kommt für mich auch diese Twinni-Esserei nicht infrage.

Beim Twinni-Essen, da kenn ich mich aus.

Ich finde, man sollte auch in Zeiten wie diesen wissen, wie man sein Twinni am liebsten isst. 

 © Carmen Wurm

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